Es überrascht viele, wenn sie zum ersten Mal hören, dass Demenz durch Bluthochdruck ausgelöst oder gefördert werden kann. Doch auf den zweiten Blick leuchtet es natürlich ein, dass die Überlastung der Gefäße im ganzen Körper stattfindet – auch im Gehirn – und dadurch das Risiko für Demenz im Alter deutlich zunimmt. Erfahren Sie hier alles über Bluthochdruck und Demenz – und was Sie vorbeugend unternehmen können, um nicht im Alter an Bluthochdruck-bedingter Demenz zu erkranken.

Blutdruck – eine kurze Erklärung

Der Blutdruck besteht aus zwei Werten. Die obere Zahl, der systolische Blutdruck, beschreibt den maximalen Druck in den Arterien, wenn sich unser Herz zusammenzieht und dadurch das Blut in den Körper pumpt. Die untere Zahl, der diastolische Blutdruck, zeigt den niedrigsten Druck in den Arterien an, wenn sich unser Herz wieder entspannt.
 

Was ist Bluthochdruck und wie kommt es dazu?

Von Bluthochdruck spricht man, wenn eine Ärztin oder ein Arzt feststellt, dass die Blutdruckwerte dauerhaft über 140/90 mm Hg liegen.1

Wird Bluthochdruck nicht durch eine Erkrankung verursacht, spricht man von primärer oder essentieller Hypertonie (=Bluthochdruck).
95 % der Bluthochdruckpatient:innen sind von dieser Form betroffen.

Folgende Faktoren sind an der Entwicklung von Bluthochdruck beteiligt:2

  • Erbanlagen
  • Übergewicht
  • Diabetes (Insulinresistenz)
  • Vermehrter Alkoholkonsum
  • Hohe Salzzufuhr durch die Nahrung
  • Alter
  • Sitzender oder ruhender Lebensstil
  • Stress
  • Geringe Kaliumzufuhr durch die Nahrung
  • Geringe Calciumzufuhr durch die Nahrung
     

Wie erkenne ich hohen Blutdruck?

Um sicher zu erkennen, dass man an Bluthochdruck leidet, sollte man seinen Blutdruck regelmäßig messen. Sollten Sie an Symptomen wie beispielsweise an Kopfschmerzen, Nasenbluten, Schwindel, Tinnitus oder auch Konzentrationsstörungen leiden, ist es auf jeden Fall wichtig, sich untersuchen zu lassen, da diese Symptome auf einen erhöhten Blutdruck hinweisen können. Sehr viele Patient:innen haben jedoch überhaupt keine Beschwerden und fühlen sich vollkommen gesund.1 
 

Was sind normale Blutdruckwerte, ab wann habe ich Bluthochdruck?

Optimalerweise liegt der Blutdruck beim Messen unter 120/80 mm Hg. Für die Blutdruckmessung in der Ordination sind Werte bis 139/89 mm Hg noch normal. Für die Messung zu Hause im gewohnten Umfeld (und damit mit weniger Aufregung) sind Werte bis 134/84 mm Hg noch normal. Alles darüber wird als Bluthochdruck eingestuft. Die Diagnose Bluthochdruck beruht aber immer auf der Messung beim Arzt bzw. bei der Ärztin, die Messungen zu Hause sind für die Bestätigung wichtig. Auch wenn nur einer der beiden Werte (z.B. der 1. Wert = systolischer Wert) den Grenzwert überschreitet, spricht man von Bluthochdruck.1 
 

Blutdruck messen

Wie messe ich selbst richtig?3

  • Messen Sie mit einem geprüften Gerät, um aussagekräftige Werte zu erhalten
  • Die europäische Gesellschaft für Kardiologie empfiehlt die Messung am Oberarm
  • Verwenden Sie eine Manschette, die zu Ihrer Armgröße passt und faltenfrei sitzt
  • Warten Sie 5 Minuten entspannt im Sitzen vor der Messung in einem gemütlichen Raum
  • Nicht bewegen oder sprechen während der Messung
  • Stützen Sie den Arm während der Messung auf
  • Messen Sie zweimal mit einer kurzen Pause dazwischen (1-2min).1
  • Notieren Sie sich die Durchschnittswerte der beiden Messungen
     

Weitere Infos zu geprüften Messgeräten finden Sie hier

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Wie häufig ist Bluthochdruck – speziell in jüngeren Jahren?

Obwohl die Häufigkeit mit dem Alter zunimmt, gaben 2019 in der Gesundheitsbefragung 23 % der 45-59-Jährigen an, betroffen zu sein.4 Das sind allerdings nur jene Personen, die bereits wussten, dass sie an Bluthochdruck leiden. In der größten österreichischen Studie dazu in jüngster Zeit hatten rund 30 % der Erwachsenen, die zuvor keine Bluthochdruckpatient:innen waren, einen erhöhten Blutdruck.5 Diese hohe Dunkelziffer deckt sich mit anderen Studien.1 
 

Warum ist ein normaler Blutdruck wichtig?

Ein normaler Blutdruck ist eine grundlegende Basis für eine gute Gesundheit. Aktuell ist es leider so, dass erhöhter Blutdruck weltweit die Hauptursache für frühzeitige Todesfälle ist.6

Hoher Blutdruck erhöht das Risiko für folgende Erkrankungen:6

  • Herzinfarkt
  • Plötzlicher Herztod
  • Schlaganfall
  • Herzschwäche
  • Nierenversagen
  • Durchblutungsstörungen der Beine
  • Vorhofflimmern
  • Demenz
     

Was kann ich selbst für einen normalen Blutdruck tun?

Es gibt einige Dinge, die Sie selbst tun können, um Ihren Blutdruck im Griff zu behalten. Achten Sie vor allem auf Folgendes:

Gesunde Ernährung macht den Unterschied
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Behalten Sie Kochsalz im Blick
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Weniger ist mehr: Was die Med Uni Wien zum Thema Körpergewicht sagt
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Ausdauertraining bringt‘s
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Stress schadet in vielerlei Hinsicht
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Essen, Trinken und Rauchen beeinflussen auch den Blutdruck
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Reisen, aber richtig
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Gut zu wissen:

Es ist wichtig, den Blutdruck regelmäßig zu messen – denn erhöhter Blutdruck kann auch völlig symptomfrei sein. Umso früher Bluthochdruck erkannt wird, desto besser kann das Risiko für Folgeerkrankungen vermindert werden.

Was ist Demenz?

Demenz umfasst eine Gruppe von Krankheitsbildern: Bei den Patient:innen kommt es zu Beeinträchtigungen der kognitiven Funktionen wie Gedächtnis, Orientierung, Sprache, Auffassungsgabe, Urteilsvermögen und Lernfähigkeit.
Die häufigste Demenzerkrankung ist die Alzheimer-Krankheit.
 

Wie entstehen die Demenzformen?

Demenz beeinträchtigt die geistigen Fähigkeiten der Patient:innen. Demenz bedeutet im Allgemeinen, dass es zu krankhaften Veränderungen der Nervenstruktur im Gehirn kommt. Dies passiert nicht von einem Tag auf den anderen, sondern eher schleichend, über Jahre.
 

Formen von Demenz

Es gibt verschiedene Demenzformen. Man unterscheidet dabei zwischen primären und sekundären Demenzen.
 

Primäre Demenzen

Hier gehen Gehirnzellen sowie die Verbindungen zwischen den einzelnen Gehirnzellen verloren.

In diese Kategorie fällt Alzheimer:
Alzheimer liegt bei zirka 60 - 70 % aller Demenzerkrankungen vor.7

Am zweithäufigsten kommt die vaskuläre Demenz vor.
Sie entsteht durch Durchblutungsstörungen im Gehirn. Auch bei zu hohem Blutdruck werden die kleinen Blutgefäße im Gehirnbereich geschädigt. So verschlechtern sich langsam Durchblutung und Stoffwechsel – und die Gedächtnisleistung der Patient:innen nimmt stetig ab.8 
 

Sekundäre Demenzen

Dies sind Folgeerscheinungen von Krankheiten. Diese Art von Demenz kommt nur bei einem von zehn Menschen mit Demenz vor. Sie werden z. B. durch Stoffwechselerkrankungen, Vitaminmangel oder Medikamentenwirkung begünstigt.7 
 

Was sind die kognitiven Funktionen?

Als kognitive Funktionen werden in der Psychologie das menschliche Denken, die Wahrnehmung, das Fühlen, das Urteilen, das Wollen und das Handeln bezeichnet.

Der Begriff kognitiv ist ein psychologischer Begriff und bezeichnet alle Funktionen des Menschen, die mit Wahrnehmung, Lernen, Erinnern bzw. Denken, also der menschlichen Erkenntnis- und Informationsverarbeitung in Zusammenhang stehen.9

Wie hängt hoher Blutdruck mit dem Gehirn zusammen?

Zusammenhang von Bluthochdruck und Demenz

Schlaganfall und Demenz

Ein Hirnschlag wird auch mit dem Wort Infarkt bezeichnet. Aber was bedeutet das genau? Ist ein Blutgefäß im Gehirn verstopft, bekommen all jene Nervenzellen, die durch dieses Blutgefäß versorgt werden, keinen Sauerstoff mehr. Die Folge: Sie ersticken und sterben ab. Die Patientin oder der Patient erleidet also einen Schlaganfall.
Gerade nach mehreren Schlaganfällen steigt die Wahrscheinlichkeit, an einer vaskulären Demenz zu erkranken, auf bis zu 40 % an. Vaskuläre Demenz bedeutet, dass sie aufgrund von Durchblutungsstörungen im Gehirn auftritt.
Diese Art von Demenz entwickelt sich nicht schleichend, sondern kommt sofort nach den Schlaganfällen vor – und kann sich nach weiteren Hirninfarkten verschlimmern.

Der Grund eines Infarktes oder Gehirnschlags ist meist zu hoher Blutdruck, durch ihn kann es zu Verletzungen in den Blutgefäßen kommen.10,11 
 

Stille Mikroinfarkte

Da unsere Nervenzellen im Gehirn niemals ohne Nahrung und Sauerstoff auskommen, hat jede einzelne Nervenzelle ihr eigenes Blutgefäß. Ist nur dieses eine Blutgefäß verstopft, kommt es zu einem Mikroinfarkt, durch den nur diese eine Nervenzelle abstirbt. So geht nach und nach ein Verlust an Synapsen einher. Neben dem erhöhten Schlaganfallrisiko können Mikroinfarkte im Gehirn so auch die Entstehung einer Demenz begünstigen. Das Fatale daran: Der oder die Betroffene nimmt diese Mikroinfarkte nicht wahr.10,12 
 

Kann ich Demenz vorbeugen?

Es gibt bestimmte Risikofaktoren, die die Entstehung von Demenz begünstigen können:13

  • Bluthochdruck
  • Diabetes
  • Fettstoffwechselstörungen
  • Übergewicht
  • Rauchen
  • Schwere Kopfverletzungen
  • Depressive Erkrankung
  • Wenig soziale Kontakte
  • Pestizide
  • Niedrige Bildung
     

Manche dieser Faktoren können von Ihnen selbst beeinflusst werden. Dazu gehört, einen gesunden Lebensstil zu bevorzugen, nicht zu rauchen, Ihren Blutdruck regelmäßig zu kontrollieren bzw. Bluthochdruck ärztlich behandeln zu lassen.

Sehen Sie im Video der Stiftung Gesundheitswissen, welche Behandlungsmöglichkeiten von Bluthochdruck es gibt.

Risikofaktoren für Bluthochdruck

 

In der Broschüre „Blutdruck & Demenz“ erfahren Sie noch mehr zum Thema. Diese können Sie hier einfach als PDF downloaden.

 

Und auch auf der Webseite der Österreichischen Gesellschaft für Hypertensiologe gibt es viele weiterführende Infos rund um Bluthochdruck.

 

Messen Sie Ihren Blutdruck regelmäßig und sprechen Sie bei zu hohen Werten mit Ihrer Ärztin oder Ihrem Arzt über etwaige individuelle Therapien.

 

Referenzen

  1. Weber, T. et al. Österreichischer Blutdruckkonsens 2019. Wien Klin Wochenschr 131, 489–590 (2019).
  2. Carretero, O. A. & Oparil, S. Essential hypertension. Part I: definition and etiology. Circulation 101, 329–335 (2000).
  3. Richtig Blutdruck messen. Hochdruckliga https://www.hochdruckliga.at/interessierte/richtig-blutdruck-messen/.
  4. Österreichische Gesundheitsbefragung 2019.
    https://statistik.at/fileadmin/publications/Oesterreichische-Gesundheits...
  5. Danninger, K. et al. High prevalence of hypertension and early vascular aging: a screening program in pharmacies in Upper Austria. J Hum Hypertens 34, 326–334 (2020).
  6. Williams, B. et al. 2018 ESC/ESH Guidelines for the management of arterial hypertension. European Heart Journal 39, 3021–3104 (2018).
  7. Was ist Demenz? Prävention in der Pflege https://www.pflege-praevention.de/wissen/bedeutung-demenz/.
  8. Pawelzik, A. K. Blutdrucksenker helfen gegen Demenz. Deutsche Hirnstiftung https://hirnstiftung.org/2020/10/blutdrucksenker-helfen-gegen-demenz-blu... (2020).
  9. Kognitive Funktionen. Online Lexikon für Psychologie und Pädagogik. https://lexikon.stangl.eu/5461/kognitive-funktionen.
  10. AlzheimerForum - Medikamente und vielversprechende Therapieansätze. https://www.alzheimerforum.de/4/4/therapieansatz.html.
  11. Demenz - körperliche Folge eines Schlaganfalls. https://www.schlaganfall-hilfe.de/de/verstehen-vermeiden/folgen-eines-sc....
  12. Die stille Gefahr – Bluthochdruck besser vorbeugen. Klinikum Hann. Münden https://www.khmue.de/aktuelles/die-stille-gefahr-bluthochdruck-besser-vo... (2022).
  13. Demenz vorbeugen - Kann man Demenz vorbeugen? Gesundheitsportal https://www.gesundheit.gv.at/krankheiten/gehirn-nerven/demenz/vorbeugung....
MLR242919, Stand der Information 10/2022